Geschichte der Nixen 1893

GESCHICHTE DER NIXEN

VON DER GRÜNDUNG 1893 BIS 1911

Im Jahr 1893 fassten fünf junge Frauen (die Älteste war gerade 14 Jahre jung) nach einem Bad im „Damenbad des Kochsees“ den damals noch recht tollkühnen Entschluss, einen Schwimmverein zu gründen. Die jungen Damen, deren Brüder zum Teil Mitglieder des Charlottenburger Schwimmvereins von 1887 waren, hatten durch diese bereits Kontakte mit der Schwimmerei. Natürlich wurde der Namensgebung des zu gründenden Vereins bei dieser Idee zunächst das Hauptinteresse zugewandt. Die Ehefrau des Badbesitzer Wilhelm Görgs schlug den Namen Charlottenburger Damen-Schwimmverein „Nixe“ vor, der auch sofort die Zustimmung der jungen Damen fand. Und damit war der Verein eigentlich geboren.

Im Kaffeegarten des Kochsee-Bades fand am 5. August 1893 die offizielle Gründung statt. Zur 1. Vorsitzenden wurde die erst 14jährige Margarete Hoffmeister gewählt, die aber mit ihrem Bruder Richard Hoffmeister vom Vorstand der 87er eine erfahrene Unterstützung zur Seite hatte. Als weitere Vorstandsmitglieder standen ihr die Schwestern Anna und Josephine Kostka zur Seite.

Die Vereinsgründung bedeutete gleichzeitig auch die Geburtsstunde des Damenschwimmsports. Aber damit begannen die Schwierigkeiten: Nach der öffentlichen Bekanntgabe der Vereinsgründung folgten unmissverständliche Proteste. Gegen den Wunsch der jungen Damen, auch an Wettkämpfen teilnehmen zu wollen, liefen die Tageszeitungen Sturm. Als „sinnliche Köder“ wurden die jungen Damen bezeichnet. Das amtliche Organ des Schwimmverbandes „Der Schwimmsport“ zeterte gegen die Unmoral und führte aus: „…man möge uns mit derartigen Sensationen verschonen!“

Trotz allem ließen sich die jungen Berlinerinnen von ihrem Entschluss nicht abbringen. Im Jahr 1894 hatte der Verein bereits 26 Mitglieder. Für diese Vorkämpferinnen des Damenschwimmsports waren die Idee und die Tat wichtiger als Sekunden.

Damen-Wettkämpfe blieben bei den Schwimmveranstaltungen lange nur schmückendes Beiwerk; an Meisterschaften war noch lange nicht zu denken. Das ist kein Wunder bei den heute grotesk anmutenden Maßnahmen, die getroffen werden mussten, um die Schwimmerinnen bei öffentlichen Wettkämpfen an den Start zu führen: Keusch und züchtig in ein Riesenbadelaken gehüllt wurden sie von einer Vorstandsdame begleitet. Als einziger Mann durfte der Starter zugegen sein. Ein Wachtmeister überwachte die Einhaltung der „Sicherheitsmaßnahmen“. Wie schrecklich, wenn ein Männerauge die „Leichtgeschürzten“ gesehen hätte!

Beim Verbandstag 1899 stellte der Hamburg-Altonaer Schwimmerbund den Antrag, Damenschwimmvereine in den Deutschen Schwimmverband aufzunehmen. Mit 129 gegen 55 Stimmen wurde dieser Antrag abgelehnt: Man hielt es noch nicht an der Zeit, das Damenschwimmen an die Öffentlichkeit gezogen zu sehen. Erst beim Verbandstag 1907 beschlossen die männlichen Sportkameraden mit großer Mehrheit, die Damen im Verband zuzulassen. Die Nixen traten dem Verband mit 57 Mitgliedern bei. Ohne die Mitgliedschaft im Deutschen Schwimmverband hätte es keine Möglichkeit zur Teilnahme an Wettkämpfen gegeben.
Ein Jahr später veranstalteten die Nixen das erste nationale Schwimmfest, bei dem Schwimmerinnen aus Magdeburg, Dresden und Berlin am Start waren. Bereits 1909 führten die Nixen die Rangliste der erfolgreichen Vereine vor Aphrodite Berlin, dem Magdeburger Damen-Schwimmclub und Poseidon Dresden an.

Vor dem ersten Weltkrieg waren es Lotte Kästner, Margarete Pausin, Hertha Schmidt und Irene Neumann, die den Nixen sportliche Geltung verschafften. Die sportliche Entwicklung wurde aber 1912 jäh unterbrochen, als der Kochsee trotz vieler Proteste und Eingaben zugeschüttet wurde.